30. Fidelitas Nachtlauf Karlsruhe

Wann:
Sa, 28. Juni 2008
Kategorie:
2008

Fidelitas Karlsruhe Nachtlauf 80 km - 28.06.2008

Hauptlauf 80 km - 80 km durch den Schwarzwald / 20 Kontroll und Verpflegungsstellen / 16 Stunden Zeitlimit

Teilnehmer:

Platz 118: Rainer Rottmann              09:59;06 Stunden

AK M40: Platz 55


Den Fidelitas-Nachtlauf gibt es bereits seit 1978.
Start und Ziel ist in Karlsruhe im PSK-Stadion.
Am Samstag um 17 Uhr gings los eine viertel Runde auf der Aschenbahn, raus aus dem Stadion und sofort in den angrenzenden Wald, später dann über Flurwege bis zum ersten Anstieg.
Der Lauf ging in einen Bogen durch die Ausläufer des Schwarzwaldes. Ab hier gings eigentlich immer schon auf und ab ich glaube es waren insgesamt so 500-600 Hm zu überwinden aber ohne extreme Anstiege.
Bereits beim Start ist mir ein Mann aufgefallen der von ihm komplett schwarz gekleidet war mit Kopftuch. Seinen Steckbrief  hatte ich schon beim Steppenhahn gelesen

Das war der Bernhard Sesterheim, einer der Leute die sich so eine Strecke als Training geben. So nach 8 oder 10 km war ich hinter ihm und wir sind irgendwie ins Gespräch gekommenn.
Die nächste Zeit hörte ich einfach nur zu, es war sehr interessant, was man so alles erleben kann.
Doch plötzlich, ich glaube so bei 20 km gab er mir zu verstehen, dass er jetzt mal schnell schauen muss was da nebenan im Maisfeld los ist.
Natürlich habe ich ihm mit ein paar Tempos ausgeholfen.
Wir verabschiedeten uns und sollten uns an diesem Tag nicht mehr begegnen.
Kurz danach gings durch die erste Ortschaft, keine Ahnung mehr wie die hies.
Am Ortsende kam eine Steigung die auf den ersten Hügel führte. Nicht sehr steil ca. 100-120 Hm, da wechselten wir die ersten Worte, das Schwabenteam und der Franke der sofort an seinem rollenden RRRRR entlarvt wurde.
Das Schwabenteam bestand aus der Isa The TERMINATOR , der Sandra Locke, der Sandra genannt Hühnchen und dem Michael. Für die Nacht hatten sie noch zwei Fahrradbegleiter angeheuert die ihre Schminksachen und die Nachtcreme im Rucksack dabei hatten. Gebabbl, ( fränkischer Ausdruck für sinnloses Gerede).
Die sahen alle so frisch aus als wären sie Etappenläufer, da wir kurz vorher den ersten Wechselpunkt passierten, kam mir der Gedanke. 
Auf den folgenden Kilometerntrafen wir uns immer wieder und irgentwann hat sich unserRythmus angeglichen. Es ging duch Dörfer über freie Flächen, man konnte kilometerweit den Blick geniesen.
Irgendwann an einem Getränkestand fragte die Malteser-Frau, wo denn überhaupt Start und Ziel ist. Da in der Ettlinger-Allee, in dem Station da. AAhhhhh! Sie motiviert uns mit der Aussage: Zum Glück sind wir mit dem Auto da.
So langsam setzte die Dämmerung ein. Zum Glück hatten wir so nach 4 Stunden und 30 Minuten die Hälfte hinter uns. Es gab keinerlei Kilometermarkierungsschilder. Der Fahrradbegleiter des Stuttgart-Teams hatte ein GPS mit und teilte uns den Kilometerstand mit.
Es wurde langsam dunkel. Nun begann der Kopfteil der Strecke. Der liegt so zwischen 45 und 70, der Bereich, der einem manchmal zu schaffen macht, wenn dir dein ICH gegenüber tritt.
Da habe ich mal einen super Spruch gelesen, der heisst:

Wenn es dir beim Ultra gut geht, keine Angst, es geht vorbei.

Keine Ahnung von wem der ist, aber der trifft zu. Jetzt ist alles stockdunkel. Ohne Taschenlampe keine Chance. Die weißen Pfeile auf der Straße oder die rot-weißen Markierungsbänder zeigen uns den Weg. Wir passierten noch einige Verpflegungsstellen die alle 4 Kilometer bereitstanden. Es wurde ruhig.
Die anfangs gute und lustige Unterhaltung wurde mehr und mehr durch die Erschöpfung verschluckt. Dann ging es wieder besser, ein leichtes auf und ab.
Die Trance, die Gleichmäßigkseit, die Beine die da waren, die man nicht mehr spürte und doch manchmal extrem.
Das Gefühl der Erschöpfung, kurz danach die Leichtigkeit, einfach das was manche Menschen nicht erleben dürfen.
Das Laufen.
Die kommenden Verfplegungspunkte sind eine gute Abwechslung zum Laufen. Ein Stück Banane oder Melone, ein Wasser oder Cola und vor allem das Stück Gehen bei der Verpflegung.
Ich habe mir die Sachen geschnappt und bin gleich weitergegangen. Die anderen haben sich teilweise mehr Zeit gelassen. Dadurch hat sich meine Gehzeit verlängert, bis sie wieder aufgeschlossen hatten.
Irgendwann, so bei 62 hatten wir den Erich eingeholt. Wir haben uns wieder ein wenig unterhalten. Er hat sich die nächsten Kilometer mitziehen lassen. Von unserer Anführerin, die das Tempo machte.
Ihr Name Isa, ihr wisst scho was ich meine.
Am nächsten Verpflegungspunkt hat sich mein Stuttgart-Team von ihren Fahrradbegleitern mit Klamotten versorgen lassen, da es frisch wurde.
Ich bin mit Erich weiter durch ein Waldstück das endlos schien. Wir liefen langsam, so daß uns die Stuttgarter wieder kriegen konnten.
Das war nicht so. Wir erreichten den nächsten Stand, keiner hinter uns. Dem Erich ging so langsam die Kraft aus, den nächsten Kilometer gingen wir. Am nächsten Stand sah ich dann Licht hinter uns.
Da waren sie wieder, sie erzählten, dass sie eine Abzweigung verpassten und noch eine kleine Zusatzrunde von 1,5 km nahmen, um dann wieder umzukehren. Jetzt kam ich wieder auf Geschwindigkeit, die unser Terminator angab.
Anfangs mit Problemen, dann lief es wieder. Jetzt waren es noch ca. 8-10 km. Wir liefen konstant und gleichmäßig, ohne viel Worte, ohne einen Tropfen Schweiß auf der Stirn, immer weiter.
So 5 km haben wir noch, als die Locken-Sandra ihren Schweinehund traf.
Unser Terminator fragte ob ich sie bis ins Ziel begleite, da sie gerne eine 9 auf der Urkunde stehen hätte. Etwas langsamer als die Anderen ging es weiter, aber nicht ausser Sichtweite.
Mittlerweile waren bestimmt so 300 - 400 Meter dazwischen als wir den letzten, den 20-zigsten Verpflegungsstand sahen. Die Maltheser waren genauso fertig wie wir.
Weiter, kurz noch ein Wasser und jetzt nur noch 4 km wieder durch ein Waldstück. Am Anfang auf einem sehr schlechten Weg, später auf Teer. Wir hatten noch 2 km.
Der Weg an den man meist ungeduldig werden kann.
Vor uns lief einer den mussten wir einfach noch einholen.
Da haben wir zum Endspurt angesetzt. Wir haben tatsächlich noch 2 der ca. 180 Teilnehmer auf dem letzten Kilometer versägt. Man hörte jetzt die Zielgeräusche, das Licht im Stadion, das Ziel noch außer Sichtweite, an einer Halle vorbei, nun der Anblick des Zielbogens.
 Die Erleichterung, die Freude, die Glücksgefühle, die ganz Last.
Noch mal 40 Meter.
GESCHAFFT!
Ein Gefühl das nur der kennt, der es geschafft hat. GEIL!

Auf der Heimfahrt ging mir die Frage durch den Kopf, was ist das schöne am Ultra. Ich finde die Gerechtigkeit. Hier kannst du dir nichts kaufen.

Grüßla :-)

Der Rainer