Frankfurt Marathon

Wann:
So, 26. Oktober 2008
Kategorie:
2008

Frankfurt Marathon - 26.10.2008

 

Teilnehmer:

Manni Türk                          03:58;42 Stunden    

Platz Gesamt: 5483

Platz AK M40: 1271

Werner Betz                        04:12;32 Stunden

Platz Gesamt: 6627

Platz AK M45: 1088

 

Laufbericht:  Frankfurt Marathon  am 26.10.2008

 

Am Samstag um 11:00 Uhr begaben wir uns zusammen mit den Betz èn auf die Reise in die „Pleitebanken“

Metropole Frankfurt.

Bereits Tage vorher schlich sich bei mir eine Nervosität ein, die sich nur mit der des ersten

Marathons vergleichen lies. (Na ja es ist ja schließlich auch erst mein dritter und der letzte war immerhin

schon vor über drei Jahren.)

 

Wieder einmal begann ich am guten Gelingen meines Vorhabens zu zweifeln.

1. Wie wird es mir ab Km 30 ergehen?

Immerhin habe ich in der Vorbereitung nicht einen einzigen Lauf über 26 km absolviert.

2. Wie wirkt sich mein doch deutliches Übergewicht aus?

Bin so gar noch 3,5 kg schwerer als beim Berlin Marathon 2005.

3. Stimmt meine Form noch?

Seit Anfang Juni habe ich mir nicht wirklich mehr eine Pause gegönnt. Vom harten Radtraining, mit

(für mich ungewohnt) hohen Umfängen gab es einen fliesenden Übergang in

die Marathonvorbereitung.

4.Hatte ich vielleicht zu viele Wettkämpfe in den letzten sechs Wochen?

Es waren immerhin zwei VL und zwei HM.

Fragen über Fragen.  Doch die Frage die mich am meisten beschäftigte war:

Wie wirkt sich mein permanenter Schlafmangel besonders der letzten Woche aus?

 

Diese Frage war natürlich ein Thema auf der Hinfahrt, da mein Freund Werner ebenso wie ich unter Schlafstörungen leidet.

Und so bemitleideten wir uns eben gegenseitig, bis nach Frankfurt. Und unsere armen Frauen mussten sich unser Gejammer eben anhören!

Nach einer kurzen Besichtigung der Comerzbankarena, schlugen wir um ca.14:30 vor unserem Hotel mitten in der City auf.

Auspacken, und auf ging`s in das nur fünf Min. entfernte Messegelände. Jetzt hatte ich wieder mal den Eindruck der Dickste

weit u. breit zu sein. Vielleicht treibe ich doch den falschen Sport und hätte mich für Kugelstoßer, Gewichtheber oder

Sumo-Ringer entscheiden sollen. Zu spät dachte ich und wir gingen gemeinsam Richtung Startnummernausgabe.

Auf dem Weg dort hin kamen wir am Asics Stand vorbei, wo gerade Dieter Baumann begann eine Ansprache zu halten!

Unter anderem erzählte er, dass er Morgen auf einem Begleitmotorrad sitzt und für den HR Interviews macht.

Er stellte die Frage wer den Morgen nach ca. 4 Std. ins Ziel kommen möchte. Da sich nur Werner und ich meldeten,

fragte er uns direkt ob er den mit uns bei Km 10 sprechen dürfe und er würde uns dann noch mal bei Km 30 oder 35

interviewen und mit uns gemeinsam ins Ziel laufen.  

Wir willigten natürlich ein!

 

Beim Abendessen, legten wir uns unsere gemeinsame Renntaktik zurecht. Diese war denkbar einfach. Wir wollten uns

bis ca. km 30 den 3:59:00 Zugläufer anschließen und dann schauen was noch geht. Ich nahm mir jedoch einschränkend vor,

meine persönliche Marathon-Pulsobergrenze

bis dahin auf keinen Fall zu überschreiten.

Wieder zurück im Hotel dachte ich darüber nach, was für einen Spruch in Richtung Freakys

 ich bei einem eventuellen Interview los werden wollte!

Nach wieder mal nur 4 Std. Schlaf, trafen wir uns dann um 7:15 zum gemeinsamen Frühstück.

Ich nahm mir jetzt aber vor, keine negativen Gedanken mehr aufkommen zu lassen. Und so war es nicht kalt u. windig,

sondern schön frisch.

 

Nach dem Frühstück, packen, Laufsachen anziehen, Erinnerungsfotos machen und um ca. 9:15 Aufbruch zum

Start-Zielbereich am Messegelände. In der Messehalle gaben wir unseren Kleiderbeutel ab und machten unseren Angstwiss.

9:50, wir begaben uns in den Startblock in dem sich unser Zugläufer befand, reihten uns hinter ihm ein und erwarteten voll

Spannung den Startschuss.

Nachdem dieser genau um 10:00 ertönte dauerte es noch fast 10 Min. bis wir endlich die Startlinie überquerten. Jetzt

ging es endlich los und meine Aufregung legte sich schlagartig. Der gesamte Tross nahm fahrt auf und ich merkte,

dass war ein gutes und vor allem nicht zu schnelles Tempo. Wir befanden uns also mitten im Pulk um den Zugläufer.

Bei Km 5 schaute ich auf die Uhr, 28:20 Optimal dachte ich, das ist genau der 5:40er schnitt.

Mein Puls war nicht einmal annähernd im Bereich der Obergrenze. Km 6 unsere Frauen u. der Matze standen wie

schon wie zu Beginn des Rennens am rechten Straßenrand und feuerten uns lautstark an. Hier standen sehr viele

Zuschauer und die Atmosphäre war super.

Wir blieben in unserer Gruppe, die jetzt aber größere Schwierigkeiten hatte, sich ihren Weg zu bahnen da immer

wieder langsamere Staffelläufer im Weg waren. Bei Km 10  zeigte die Uhr 56:55. jetzt wurde ich etwas unruhig

da ich hier nur ganz knapp über 56 Min sein wollte.

 

Kurz darauf sahen wir schon unsere Frauen, die uns natürlich wieder super anfeuerten und so stieg auch meine Stimmung.

+Jetzt bemerkte wahrscheinlich auch unser Zugläufer das er etwas mit der Zeit hinter her hinkt. Er lies die

Verpflegungsstation aus und zog mit dem Tempo etwas an. Obwohl ich hier erst mal ein Mineralgetränk und

Wasser zu mir nahm, lies ich mich jetzt auch nicht aus der Ruhe bringen. Ich nahm noch eine halbe Banane als

Wegzehrung mit und versuchte mich langsam wieder in meine Gruppe vor zu Arbeiten. Was

mir eigentlich auch locker gelang. Bis Halbmarathon lief jetzt alles super. Fast zu gut!

Meine Uhr zeigte 1:58:30. Ich habe also nur ein Polster von 1:30 Min für die zweite Teil-

strecke, dachte ich. Da ich bis hierher meine Pulsgrenze noch immer nicht völlig ausgereizt hatte, beschloss ich

nun das Tempo leicht zu erhöhen um mir ein etwas größeres Zeitguthaben

für die letzten 10 Km zu erarbeiten. Ich verlies also langsam den Pulk um unseren Zugläufer.

Musste aber jetzt feststellen das sich der Wind zwischen den Hochhäusern in Mainhatten Kanalisierte und mir

ganz schön entgegen blies. Trotzdem lief ich alleine weiter, blieb aber Pulsmäsig immer im grünen bereich.

Ich nutzte weiterhin jede Verpflegungsstelle und versuchte einen gleichmäßigen trott beizubehalten. Die Stimmung

war zwischen Km 14 u. 33

nicht so berauschend. Egal, als ich bei Km 30,  2:48:35 auf der Uhr ablesen konnte, begann ich wieder zu rechnen,

denn man sagt ja der Marathon beginnt bei Km 30. Ich hatte also für

12,2 Km noch rund 1:11 Std. Zeit. Ab jetzt achtete ich nicht mehr auf meine Pulswerte. Ich versuchte locker

weiter zu laufen, was mir auch gelang. Doch plötzlich zwischen Km 32 u.33 hörte ich hinter mir eine vertraute

Stimme und das Gestöhne einer relativ großen Gruppe.

 

Ich drehte mich um und eine schlimme Vermutung wurde Wahrheit. Es war mein Zugläufer mit seiner Gruppe

die mich warum auch immer eingeholt hatten. Jetzt suchte ich den Werner. Der müsste eigentlich noch in dem

stark dezimierten Pulk sein, dachte ich. Doch leider konnte ich keinen Freaky mehr entdecken. Vielleicht hat

er mich ja an einer Verpflegungsstelle überholt.

Ich reihte mich wieder in meine ursprüngliche Gruppe ein und konnte deren Tempo auch

noch relativ gut mitgehen. Bei Km 35 traf ich wieder auf meinen Sohn der mich motivierte und

noch einige Hundert Meter begleitete. Bis dahin wo unsere Frauen standen und wieder brav jubelten.

Ich war richtig euphorisch und Schrie sie an „Heut is mei Doch, des los ich miä nimmä

nehma“.  Die Geli antwortete: „Ja ober wu host denn den Werner gelossn?“ Ich zuckte mit den Achseln.

Also hat der mich doch noch nicht überholt. Aber der kommt bestimmt noch, tippt mir auf die Schultern

überholt mich und sagt: „Hob Manni auf geht’s des Schafft nuch“ dachte ich.

 

Die Stimmung am Straßenrand war jetzt wieder hervorragend. Ich versuchte sie aufzusaugen um so meine

jetzt doch schon ziemlich schmerzenden alten Greten zu vergessen. Doch das viel mir zunehmend schwerer.

Kurz vor Km 38 war es passiert. Ich musste meine Gruppe ziehen lassen. Mir war klar, das war jetzt mein

Freund mit dem Hammer oder besser gesagt Vorschlaghammer. Verdammt ich wollte mir doch bei Km 35

mit einem Energie-Gel eine letzte Zuckerspritze verpassen.  Das holte ich jetzt schnell nach.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir noch gut 26 Min. für ca. 4,3 km. Wenn du es schaffst durch zu laufen dann

schafft du auch eine Zeit unter 4 Std. redete ich mir ständig ein. Weiter redete ich mir ein „Das ist jetzt eine

Sache des Kopfes und du hast einen starken Willen“. Ich lief jetzt wie in Trance, nahm links u. rechts kaum

mehr etwas war. Erst als ich links in die Festhalle einbog und mich auf dem roten Teppich befand realisierte

ich das ich es jetzt geschafft hatte! Es lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter und ich musste mit ein

par Tränchen Kämpfen.

 

Denn ich hatte es geschafft. Etwas auf das ich hin arbeitete, jedoch am Samstag kaum mehr für

möglich hielt, wurde doch noch wahr.

Meine Medaille abholen, etwas essen u. trinken und den Werner empfangen. Das waren jetzt meine nächsten Gedanken.

Doch das Gedränge war so groß das ich ihn wohl nie hätte finden können. So ging ich stolz mit meiner Medaille um den

Hals weiter zum Duschen. Als wir uns dann alle am vereinbarten Punkt trafen erzählte er das er schon vor Km 30

Magenkrämpfe bekam und so natürlich keine Chance mehr hatte ein Zeit unter 4 Std. zu laufen.  Er nahm es aber

relativ gelassen und meinte: „Es war trotzdem ein kein schlechter Lauf und insgesamt ein

schönes Wochenende. Dem konnte ich mich natürlich nur anschließen.

So fuhren wir wieder gemeinsam nach Hause und schmiedeten auf dieser Heimfahrt schon wieder Pläne für 2009.

 In dem wir eventuell wieder miteinander einen Herbstmarathon finishen wollen.

 

Euer Manni Türk