3. Thüringen Ultra
- Wann:
- Sa, 4. Juli 2009
- Kategorie:
- 2009
Fröttstädt Thüringen Ultra 100 km - 04.07.2009
Ergebnis:
78. Platz: Rainer (Ultra) Rottmann 12:38;12 Stunden
Bericht:
Der Thüringen Ultra beginnt und endet in Fröttstädt, eine kleine
Gemeinde zwischen Eisenach und Gotha gelegen. Der gesamte Rundkurs ist
stark profiliert, was ich am Ende merken werde.
Aber dazu später.
Der Lauf heute war wieder ein Spontanprojekt, dass sich aus einem
Gespräch mit der Mary ergab. Sie wurde gebeten das Sommerfest ihrer
Praktikumsstelle mitzugestalten, was zufällig am 4.7. stattfand.
Naja, dann "muss" i halt weng laufen.
Da der Startschuss bereits früh um 4 Uhr war, bin ich gemütlich um 1 Uhr
losgefahren und erreichte mein Ziel kurz nach 3 Uhr. Noch genügend Zeit
um die Nachmeldung zu machen, noch etwas Vaseline an den bestimmten
Stellen aufzutragen und die Ausrüstung zu vervollständigen.
Zehn vor 4 wieder vor zum Startplatz. Zu meiner Verwunderung warteten
höchstens 50 Läufer und Läuferinnen auf das kommende Startsignal. Der
Rest war noch gemütlich bei "Kaffee und Kuchen" auf Bierzeltgarnituren
unter dem Vordach neben dem Organisationsgebäude sitzend.
Über die Lautsprecheranlage hörte man: "noch acht Minuten bis zum
Start", "noch fünf", "noch drei Minuten", langsam füllte sich der Platz.
Eine ungewohnte Ruhe und Gelassenheit verspürte ich, kein Geschrei,
keine Hektik, ein anderer Start. Die ca. 180 Starterinnen und Starter
wurden pünktlich um 4 Uhr auf den Weg geschickt. Die zweier-, und
vierer- Staffeln hatten eine Stunde später das Vergnügen.
Langsam ging es los. Schwedenfeuer säumten alle 30m die Startgerade. Der
erste Kilometer schlängelte sich nahezu geräuschlos durch den Ort. Ohne
klatschende Zuschauer, nur das Geräusch von aufsetzenden Sportschuhen.
Manche leichtfüßig, kaum wahrnehmbar, andere schon jetzt aufplatschend
und schleifend wie es sich zum Ende hin bei vielen anhört.
Der Sonnenaufgang kündigte sich durch die ersten Vogellaute an. Die
Route führte uns Richtung Rennsteig, anfangs auf Teer, später auf
befestigten Waldwegen immer leicht ansteigend durch die scheinbar
unberührten Waldlandschaften des thüringer Höhenzuges. Den ersten
Wechselpunkt "Ruhlaer Skihütte" für die Staffelläufer bei 24Km hatten
wir erreicht. Hier wurden die Zwischenzeiten mittels Scanner
festgehalten, was sich bei jedem Wechselpunkt wiederholte. Irgendwann
traf ich dann den Norbert an einer Verpflegungsstation. Er war mir
bekannt von der Brockenchallenge. Hier hatten wir ein Teilstück zusammen
zurückgelegt. Auf die Frage hin warum er nach 45Km noch hinter mir lag,
erzählte er, dass er aus Baustellentechnischen Gründen erst ca. 10 nach
vier den Startplatz in Fröttstädt erreichte. Das Orga-Team ließ sich
dann doch überzeugen und war mit dem verspäteten Start einverstanden.
Wir tauschten uns aus, liefen und nach kurzer Zeit war der zweite
Wechselpunkt "Floh Seligenthal" bei 51Km erreicht. Auf den nächsten 7Km
waren ca.350Hm zu überwinden. Jetzt passierten wir das Teilstück (die
Ebertswiese) wo uns unsere anregende Konversation zum Verhängnis wurde.
Ohne auf die Markierung zu achten, bewegten wir uns auf den uns
bekannten Streckenabschnitt vom Rennsteiglauf weiter, was wir leider
erst spät bemerkten. Also wieder zurück. Nach etwa 3Km ging es meinen
Mitstreiter nicht sehr gut, was wir als Dehydration diagnostizierten.
Ich drückte ihm meine Trinkflaschen in die Hand. Die Übelkeit, die
Hitze, der Wassermangel. Bis zur nächsten Stadion war eine beschwerliche
Zeit für ihn. Nach Gehpausen und Sitzpausen an der nächsten
Getränkestadion erholte er sich merklich auf den kommenden Kilometern.
Wir erreichten guter Laune den letzten Wechselpunkt "Finsterbergen" bei
74Km. Es waren noch kleine Anstiege zu bewältigen, trotzdem fällt das
Profil stetig. Bei etwa 87-90 kommt mein "Hänger", das sich einfach mit
Erschöpfung beschreiben lässt. Der jetzt klare Himmel, Sonne pur und die
kommenden freie Strecke auf Teer tun ihr übriges um meinem
"Schweinehund" zu begegnen. Heute ist "Er" heftig und direkt zu mir. Die
Gänsehautattacken wechselten mit Übelkeit, ab und an muss ich gehen. Ein
Zeichen das ich zu schnell war zum Ende hin. Ja die Ungeduld.. Geduld
lernt man bei längeren Läufen, wenn man sie noch nicht besitzt wird man
die Folgen spüren. Endlich erblicke ich das 97 Schild. Das erste der
insgesamt 3 Kilometerschilder der Strecke. Zum nächsten ist es meinem
Gefühl nach eine Ewigkeit. Ich werde immer langsamer und kann mich heute
nicht freuen der Ziellinie schon sehr nahe gekommen zu sein. Am 98er
vorbei sieht man bereits das letzte vor sich. "Jetzt reiss dich
zusammen" denke ich mir, noch eindreiviertel Km. Wir kommen dem letzten
Schild näher und näher. Eigentlich hab keinen Bock auf ein 99er Bild,
ich will nur noch ankommen. Trotzallem. Wir machen noch eins. Der
Norbert von mir, ich mit einem gezwungen aufgesetzten Lächeln ,
Gesichtszüge komplett entgleist und umgekehrt, er in guter Laune. So
jetzt noch schlappe 1000m im Schlürfschritt dem Zielbogen entgegen.
Nochmal schön aufrecht, Brust raus, Bauch rein mit einer Grinsgrimasse
"total Fit" spielend die letzten Meter dem Mann mit dem Scanner
entgegen. Ich sag?s euch . Mann bin ich platt und froh hier zu sein. Das
leckere Zielgetränk in grüner Farbe erinnerte mich an meine Kindheit. An
die Waldmeisterlimonade die mein Opa immer vorrätig im Keller hatte.
Eine Wohltat.
Ein wenig Körperpflege, ein trockenes Shirt.
Beim Essen der wohlschmeckenden Linsensuppe kommt die Ruhe die man
genießen muss.
Der Lohn der Strecke.
Euer Rainer