20. 100km Leipzig

Wann:
Sa, 15. August 2009
Kategorie:
2009

Leipzig - Lauf am Auensee 100 km - 15.08.2009

Laufstrecke: 100 km

84. Rainer Rottmann      12:30;25 Stunden

 

In der Nacht fuhr ich los, um den Start um 6 Uhr nicht zu verpassen. Bis
zur Ausfahrt Leipzig lief alles nach Plan. Da eine Straße der
Wegbeschreibung gesperrt war, fragte ich an einer Tankstelle zwei Männer
um die 30 Jahre, die mit dem Rad unterwegs waren, nach dem Sportgelände
auf dem der Lauf starten sollte. Wie ich feststellte waren die Männer wohl
auf der letzten Stadion ihrer Tour.

Das vielleicht letzte Bier war bereits
zur Hälfte geleert, als sie mir den Weg im original sächsisch, sehr
freundlich erklärten. Leider waren sie anfangs nicht gleicher Meinung was
den schnellsten Weg betraf, konnten sich dann aber doch einigen. Ich
bedankte mich lächelnd für die sehr selten lustige Wegbeschreibung der
beiden und erreichte nach kurzer Fahrzeit mein Ziel.

Auf gehts zur
Startnummernausgabe. Es war bereits kurz nach Fünf, die Dämmerung setzte
schon ein, als ich den Nachmeldezettel ausfüllte. Mit den Startunterlagen
in der Hand gings zurück zum Auto. Fertig machen. Heute habe ich mal auf
anraten von einem Laufkollegen meine Füße dick mit Vaseline eingeschmiert.
Aber heute stellten meine Socken das Problem, was ich aber erst in der
Dusche bemerkte.

An meinem rechten Fuß hatte sich ein e etwa 30mm große
Wasserblase gebildet, die aber keine Schmerzen bereitete. Jetzt mal zum
Anfang. Der Lauf startet und endet in der August-Bebel- Kampfbahn, am
nordwestlichen Stadtrand von Leipzig. Raus aus dem Stadion an einer
Kleingartensiedlung vorbei, im Anschluss kam eine Baustelle auf der ein
Baukran stand. Ich beschreibe dies aus dem Grund, weil zur späteren Zeit
führte ich Monologe mit "Ihm". Ich begrüßte ihn immer wieder, da wir uns
pro gelaufene Runde 2 mal begegneten. Schon seltsam was für Gedanken man
bekommt, wenns schwieriger wird. Verrückt oder?

Zum Ende hin, als nur
noch wenige Runden vor mir lagen, zählte ich die Begegnungen die noch vor
"uns" lagen. Später dachte ich: "Ich und mein Kran" wie beim Erwin
Belzig"Ich und mei Schläpple". Seltsame Gedanken, die ich eigentlich
verheimlichen wollte. Aber das war so. Zurück zur Strecke. Nach kurzer
Zeit kam ein Fußgängersteg der über ein schmales Flüsschen führte. Als zu
Beginn des Rennens die ca. 150 Teilnehmer über den Steg rannten, kam die
Brücke in solche Schwingungen, dass ich ein Gebet an den Gott der
Brückenbaukunst sendete. Siehe da, Sie hielt. Jetzt beginnt der schattige
Auenwald der nur durch kurzesonnige Teilabschnitte unterbrochen wurde.

Aus dem Wald raus war zum ersten mal der Auensee in Sicht. Der leicht
aufsteigende Dunst in der Morgensonne zaubert eine beeindruckende
Atmosphäre. Vorbei an einem reich bestuhlten Biergarten der zu dieser Zeit
noch keine Gäste hatte. Auf der rechten Seite entdecke ich den Bahnhof der
Kindereisenbahn, die Gleise führten um den See, durch die gepflegten
Rasenflächen, an den botanisch vielfältigen Anlagen vorbei. Als wir den
See zur hälfte umrundet hatten, hatten wir die fünf Kilometer -Marke
erreicht. Hier sassen die Rundenschreiber, geschützt vor der aufkommenden
Sonne unter einem Pavillon. Jeder Teilnehmer wurde notiert. Dem Rundweg
folgend ging?s jetzt zurück. Ein kleiner Biergarten kommt in Sicht. Auf
dem Holzgebäude ist eine Tafel, in weiß angebracht mit der Aufschrift
"Haus am See" .

Sofort hörte ich das gleichnamige Lied vom Peter Fox vor
meinem inneren Ohr. Das Lied begleitete mich oft und immer wieder eine
gewisse Zeit. Die Verpflegungsstände waren reich bestückt, Früchte frisch
und getrocknet, verschiedene Brotsorten, mundgerecht geschnitten mit
Butter oder Fett bestrichen, vom Wasser über Iso, Cola, Malzbier, alles
schön garniert und von netten Helferinnen gereicht. Es wurde zusätzlich
bei 1,7Km und am Wendepunkt Wasser ausgeschänkt die bei diesen
Temperaturen reichlich genutzt wurden.

Eine perfekte Versorgung. Meine
Hauptnahrung bestand aus Wasser, Malzbier und Wassermelone. Nachdem ich
ca. 7 Kilometer zurückgelegt hatte kommt bereits das Führungsteam
entgegen. Bestehend aus einem sehr jungen Inder, einem Deutschen und einem
Japaner der sein Runden gleichmäßig und sehr schnell bis zum Schluss zieht
und das Rennen für sich entscheidet. Als er das Ziel erreichte hatte ich
noch viereinhalb Stunden Weg vor mir. Beeindruckend war, dass einem am
Schluss jeden Teilnehmer zumindest am Gesicht bekannt war. Sooft lief man
sich entgegen.

Oft wurde zum Gruß die Hand gehoben, manche klatschten sich
ab. Viele teilten mit Handzeichen die noch zu laufende Rundenzahl mit. Die
Begegnungszeit wurde länger zum Schluss, da die Ermüdung einsetzte. Der
leicht Anstieg auf den holzbeplankten Steg wurde zum Schluss hin zum
Gebirge, den ich nur noch gehend bezwingen konnte. Die letzten beiden
Runden waren anstrengend , nicht nur durch die hohe Temperatur, auch die
zurückgelegten Km zehrten. Am Ende der letzten Runde verabschiedete ich
mich von meinem stillen Helfer, mein Kran der immer noch bewegungslos auf
seinem Platz stand. Den letzten Kilometer genoss ich so gut es noch ging. 

Mit Applaus wurden wir ins Ziel geleitet. Der immer redende junge
Moderator rief jedem mit Namen und Verein auf und sagte: Freaky Friday ,
lief doch erst am Dienstag auf RTL, ich nickte und überschritt freudig die
Ziellinie. Ein besonderes Erlebnis. 

Ciao euer Rainer

 

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