22. 100km Leipzig

Wann:
Sa, 13. August 2011
Kategorie:
2011

22. 100km Leipzig - 13.08.2011

Ergebnisse 100km:

15. Mike Büttner          9:24:58 Stunden         3. M30
3. Bayerische Meisterschaft 100km

Ergebnisse 50km:

66. Kahrin Nickel        7:17:50 Stunden         2. W20

 

 

Wie rum war das noch mal?...

 

Na eigentlich sagt man ja, dass man keinen Ultra laufen sollte, ohne vorher mindestens mal die Marathondistanz gelaufen zu sein. Tja was soll ich sagen, ich habs halt anders herum versucht und geschafft. ;o)

 

Angefangen hat der Tag früh, zu früh.... Um 2:30 Uhr hat der böse Wecker geklingelt. Um den Kreislauf zu wecken schnell unter die Dusche und dann das lecker Wettkampffrühstück. Lecker Honigbrötchen mit Kaffee... Ja um diese Uhrzeit geht gar nichts so richtig rein, außer schlafen, das hätte mir gefallen. Aber wer A sagt, muss auch B sagen :o)

Egal, am Samstag in der früh um 4:30 Uhr ging es pünktlich los. Der erste Schock war, als Mike sagte, wir sind wahrscheinlich zu spät... Hmm bloß gut, dass um diese Uhrzeit noch nicht so viele unterwegs waren. 5:40 Uhr in Leipzig angekommen, fing es dann auch schon an, wie aus Kübeln zu schütten. Egal, Startunterlagen holen, an den wichtigsten Stellen Vaseline anbringen und dann ab zum Start. Kaum dort angekommen, fiel auch schon der Startschuss und auf ging es, auf den Rundkurs, der aus 5 Runden für die 50 km und 10 Runden für die 100 km bestand. Man läuft durch den Auenwald und dann eine Runde um den Auensee und wieder zurück. Somit kommt man immer wieder an den 4 Verpflegungsständen vorbei und kann sich die Gesichter der andern Verrückten Läufer einprägen. Die Stimmung an den Verpflegungsständen war von Anfang an super, auch wenn diese um 6 Uhr noch im Aufbau waren. Aber dennoch, man wird angefeuert und sogar mit Namen. Am Anfang wurden diese von Zetteln abgelesen, aber je öfter man vorbei kommt umso eher merkt man sich die Gesichter :o)

Naja, so die ersten 3 Runden liefen richtig gut, als ich von meiner 3-ten in die 4-te Runde ins Stadion einbog, sah ich auf der Wiese meine Eltern stehen. Hmm, dachte ich mir, die haben mich echt mal wieder überrascht. Da laufen doch die nächsten 20 km irgendwie besser. Naja, mein Einbruch lies dann aber auch nicht mehr lange auf sich warten. Der kam dann bei KM 35 oder 36... ich dachte mir, ich will nimmer, mir tut alles weh und überhaupt und sowieso... Aber dann kam mir der Rat eines sehr bekannten Ultra-Gurus in den Sinn: „Wenn du mal nicht mehr kannst und es dir weh tut, schau dir die Gesichter der anderen Läufer an!“ und ja, ich war nicht die einzige die leidete. Bei Km 33 lief auch Mike eine Weile neben mir her. Er war schon richtig fertig, dass ich mir sagte, die 100 KM werde ich im Leben nie laufen. Ich konnte ihn, so sehr ich wollte, auch nicht mehr aufbauen. Das einzige was mir in den Sinn kam, „Man siehst du sch... aus!“. Aber mir fiel nichts anderes mehr ein. Ich wusste, dass ich noch 17 km laufen musste und naja, 17 km eben.

In der 5-ten und letzten Runde war es einfach nur der Schmerz, der einen beharrlich begleitete. Und was einem so durch den Kopf gehen kann. Nach der geschafften Marathondistanz habe ich dann Mike zufällig wieder getroffen. Er drückte mich ganz doll und gratulierte mir. Ich wollte ab da wirklich nicht mehr weitermachen. Ich stand da, jammerte rum und Mike meinte nur, du musst doch nur noch knapp 7 km, dass schaffst du. Nun gut dachte ich mir, recht hat er und so schleppte ich mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation und holte mir von dort auch die nötige Anfeuerungen. Auf den letzten 3 km ging es dann irgendwie doch noch schneller. Ich lief einfach wie in Trance, nahm mir noch den letzten schluck Cola und dann waren es nur noch 500 m... Ein Schauer lief mir über den Rücken, am liebsten hätte ich jetzt schon losgeheult. Aber nix da, ab ins Stadion eingebogen und die Ehrenrunde gedreht und dann im Ziel. Das Gefühl ist der Wahnsinn; wenn alles von einem abfällt, die ganzen Gedanken, die einem zum Aufgeben zwingen wollten. Ich war glücklich, ich habe es geschafft, ganz allein. Als ich dann bei meinen Eltern war, gings los. Ja die Leute, die um uns herum standen, guckten ganz schön verwirrt. Da stand eine schluchzende Freaky Friday Runnerin aus Bamberg, die eigentlich nicht wusste, warum sie heult. *gg*

Nachdem ich mich beruhigt hatte ging es dann auch schon unter die Dusche... dat is fei richtig super... warmes Wasser auf die geschundenen Knochen und dann ab zur Massage. Nur blöd war, das meine Muskulatur eher weich als hart war. Da gabs nicht viel für den Masseur zu tun aber es tat dennoch gut. Dann haben wir gemeinsam auf Mike gewartet, der sich nach 9.24 h ins Ziel schleppte. Deutlich unter seiner Zeit. Wahnsinn der Typ. Naja, aber ich war auch nicht so schlecht. Meine Zielzeit waren 8 h und geschafft hab ich es in 7:17:50 Min. Nächstes Jahr wird’s noch besser. Alles in allem ein sehr schöner, anspruchsvoller (vor allem für den Kopf) Lauf, der es echt in sich hat. Aber echt Spaß macht, vor allem wenn man im Ziel ist.

Also es hat mir viel bedeutet, das ich an diesem Laufevent teilnehmen konnte, das Mike und meine Eltern an mich geglaubt haben. Ich kann es erst jetzt verstehen was es heißt, an einem Ultralauf teilzunehmen.

 

Liebe Grüße

 

Eure Ultra-Rennsemmel-Kathrin