BMW Frankfurt Marathon

Wann:
So, 30. Oktober 2011
Kategorie:
2011

BMW Frankfurt Marathon - 30.10.2011

Ergebnisse:

2330. Michael Schmitt       3:24:23h      283. M20 Marathondebut
6446. Tobias Linhardt       4:00:57h      718. M30 Marathondebut

 

Mein erster Marathon und ein Feuerwerk der Gefühle

So liebe Freunde, viele Wochen der Vorbereitung sind vorüber gegangen, in denen ich einige 30-35km Läufe und Intervall-Trainings hinter mich gebracht hab.
Mit Spannung habe ich damals den Berlin Marathon im TV verfolgt und war dadurch noch enthusiastischer wie vorher. Konnte es kaum noch erwarten endlich auf die Piste geschickt zu werden.
Viele Background Infos und Tipps holte ich mir und hab so gut wie möglich versucht alles im Training umzusetzen. Nicht immer konnte ich zeitlich und konsequent meinen Trainingsplan zu 100% umsetzen, aber ich war mir eine Woche vor dem Marathon doch relativ sicher, dass ich mein Ziel von 3:30 Std. erreichen könnte.

Dann war es Sonntag. Eine Woche noch bis zum entscheidenden Tag. Mein letzter langer Lauf stand auf dem Programm. 29km hatte ich dann noch gut hinter mich gebracht. Im Anschluss darauf gab es keine Kohlenhydrate mehr.  Dies ist mir in den folgenden Tagen richtig schwer gefallen. Doch auch das habe ich geschafft. Viel Fisch und Salat standen in den Tagen im Plan.
Die komplette Woche vor dem Marathon habe ich mir Urlaub genommen um mich Ernährungstechnisch, sowie psychisch und physisch perfekt vorzubereiten. Konnte ja eigentlich nicht mehr viel schief gehen....
Nach dem Sonntag habe ich 2 Tage pausiert um dann am Mittwoch meinen nächsten Lauf zu machen. Nicht lang, aber schnell hab ich mir vorgenommen. Also lief ich 2km locker ein, machte dann 7km in 4:50min/km und lief wieder 2km locker aus. Die kompletten 11km waren so anstrengend wie noch nie. Gut, dacht ich mir das liegt an den fehlenden Kohlenhydraten. War bestimmt auch so, nur hab ich dieses mal beim laufen Schmerzen im Bein und im Fuß gespürt. Deshalb  bekam ich freitags  noch einen Arzttermin, bei dem mir gesagt wurde ich hätte ne Entzündung von zu hoher Belastung, die ich schon einige Wochen mit mir rum schleppe.  Noch kein Ermüdungsbruch, aber das kann noch kommen. Und da ich den Marathon trotzdem laufen will, muss ich danach schauen wie es weiter geht.
Gut, dann war Mittwoch somit mein letzter Lauf um mein Bein so lange wie möglich zu schonen. Ob ich nun noch meine Ziel Zeit schaffen würde war mir dann auch relativ egal. Hauptsache gesund ankommen. Die letzten Tage vor dem Marathon immer wieder mein Bein gekühlt, eingecremt, fast nur mit Bandage gelaufen...
Samstag um 13 Uhr ging's dann los nach Frankfurt. Angekommen im Hotel sind Tobi und ich dann auch gleich in Richtung Messezentrum gelaufen. Startunterlagen geholt, bissel auf der Messe rum geschaut und dann noch ne gute Portion Nudeln gegessen. Zurück aufm Zimmer dann noch paar Stunden mein Bein mit Eis aus dem Eiswürfelautomaten der Lobby gekühlt und dann Augen zu gute Nacht.

6:30 Uhr klingelte dann der Wecker. Nachts bin ich schon einige Male aufgewacht, weil ich am Tag zuvor recht viel getrunken hab und auch allgemein recht unruhig schlief.
Um 7 Uhr waren wir dann beim Frühstück gesessen. Auch hier hab ich an eure Tipps gedacht und nur Weißbrot verdrückt. Gesamt waren es 2 Brötchen mit Butter und Honig, ein Rosinenbrötchen und ein Croissant. Dazu zwei Gläser O-Saft und einen latte macchiato.
Auf dem Zimmer schnell noch alles zusammengepackt, ausgecheckt und dann ging es um 8:30 zu Fuß Richtung Messezentrum. Da unser Hotel ca. 25 Minuten entfernt war, konnten wir uns ganz gut an die etwas feuchte Luft gewöhnen und den Kreislauf auf Trab bringen.
Dort angekommen gaben wir unsere Kleiderbeutel ab und stellten uns in einer der ewig langen Toilettenschlangen an. Dann war es auch schon ganz schnell dreiviertel Zehn und wir machten uns auf den Weg zum Asics Block aus dem auch die ganzen Profis starteten. Hinter uns groß und mächtig der Mann mit dem Hammer, von dem wir uns wünschten wir würden ihn erst wieder kurz vorm Zieleinlauf sehen.
5 Minuten noch. Die Luft brodelte. Die Leute wurden heiß gemacht und die Stimmung stieg immer weiter an, doch meine blöde Uhr zeigt immer noch „Orte Satelliten“. Nochmal aus und wieder an. Langsam wurde ich nervös. Dann endlich ein Lebenszeichen meiner Uhr. Schnell mein vorprogrammiertes 3:55 Std. Programm laden (wollte zu dem Zeitpunkt wegen meinem Bein nicht schneller machen) und dann konnte es losgehen.

Der Startschuss fiel und nach knapp 2 Minuten konnten wir endlich die Startlinie überqueren.
Von nun an ist auch mit jedem Meter meine Begeisterung gestiegen und ich wär  am liebsten gleich losgerannt. Und die Tatsache dass wir im 1. Block starteten, machte es auch umso schwieriger langsam zu laufen. Und wer will das schon, wenn man weiß man kann mehr. Also was mach ich nun? Meine Uhr piepst und zeigt „Langsamer“ und ich dacht mir „Du kannst mich mal“. Nach ca. einem halben Kilometer drückte ich also Reset und startete nochmals neu ohne Programm.
„Neuer Plan“. Ich lauf in Richtung 3:30h so lang wies geht und wenn ich Schmerzen hab, dann mach ich langsamer oder hör auf. Also wollte ich eine Durchschnitts-Pace von 4:50min/km, damit ich am Schluss auf 3:30h komm. Deshalb bin ich von nun an 4:40min/km gelaufen um nach der Halbmarathon Marke etwas langsamer laufen zu können.
Nach dem ich jetzt wusste was ich will, konnte ich mich auf das laufen konzentrieren und die Strecke einfach genießen. Nachdem ich jede Getränkestation mitgenommen hab, musste ich bei Kilometer 14 dann doch mal raus um einen Baum zu bewässern. Kurz nachdem ich wieder im Rennen war überholten mich die zwei 3:29h Zugläufer. Ich schaute auf meine Uhr, sah den 4:41 Schnitt und dachte mir „na die wollen wohl auch bissel Vorsprung ausbauen“. Also hängte ich mich ca. 5 Kilometer lang ran und folgte den beiden. Dann wurde mir das ganze doch zu doof, weil viel zu viele Läufer dicht hinter denen 2 waren und mir das alles viel zu eng war. Also zog ich wieder bissel an, überholte das ganze Feld  und lief weiter meinen 4:40er Schnitt.
Dann ging es recht schnell bis ich die Halbmarathon Marke erreicht hatte. Ich wunderte mich wieso ich trotz der guten Bruttozeit von 1:44:21 immer noch so frisch unterwegs war. Überhaupt nicht erschöpft. „Das ist ein Marathon, der beginnt erst bei KM30“ dacht ich mir. Also bin ich einfach weiterhin konstant meinen 4:40er Schnitt gelaufen um mehr Vorsprung raus zu holen. „Der Einbruch wird schon noch kommen“.
Da ich bei jeder Getränkestation 2 Becher mitgenommen habe, einen immer komplett austrank und einer sich über meinem Kopf ergossen hat, wurde ich weder durstig, noch war’s mir zu warm. Dafür musste ich ab KM26 erneut aufs Klo. Da ist mir dann ein Nike Werbespot eingefallen, bei dem es heißt „was du trinkst, darf nur als Schweiß deinen Körper verlassen“. Außerdem fand ich eh kein passendes Plätzchen, redete ich mir ein. Hatte aber auch keine Lust aus dem Stillstand dann wieder in eine flüssige Bewegung zu kommen, da es doch immer etwas dauert bis man wieder seinen Rhythmus findet nach so einer Strecke.
KM32. „Jetzt muss bald der Mann mit dem Hammer kommen“ schwebte mir in Gedanken. Aber nix war‘s. Ab KM33 wurde ich zwar doch etwas langsamer. Aber ich hatte schon so ne gute Strecke hinter mir, da war es mir egal wenn ich jetzt den Rest in einem 5:00min/km Schnitt laufen würde, komm ich trotzdem noch locker unter 3:30 ins Ziel und ich wollt den Lauf ja auch weiterhin genießen. Und das tat ich auch. Der Mann mit dem Hammer hatte eh genug mit den Läufern hinter mir zu tun.
Die Kinder am Streckenrand freuten sich auch umso mehr, dass ich noch Kraft und Lust zum abklatschen hatte.
Ab KM35 kam mir in den Sinn, dass das ab jetzt mein längster Lauf ist. Gleichzeitig fand ich es tatsächlich bissel traurig, dass das ganze bald schon wieder vorbei sein wird, da es ja schon wieder fast aufs Ende zuging. Ich war noch immer recht fit unterwegs und hatte sogar noch genug Energie den Kameras, die auf der Strecke aufgebaut waren, lustig entgegen zu springen.
Ab KM 37 zeigte sich dann bereits wieder die Frankfurter Skyline. Meine Beine sind dann doch etwas schwerer geworden. Von meiner Verletzung spürte ich zum Glück nichts. Bei KM 40 lief ich meinen langsamsten KM mit 5:13 min. Ab dem Zeitpunkt konnte ich es dann kaum erwarten endlich in die Festhalle zu laufen. Doch die letzten Kilometer zogen sich dann doch ganz schön lang. Die Zuschauer, Bands, Trommler und Tänzer am Streckenrand waren nun am stärksten und ich fühlte mich bereits jetzt wie ein kleiner Held. Bei KM41 konnte ich nun endlich in weiter Ferne den Messeturm entdecken. „Was, so weit noch“ dachte ich mir. Aber auch die letzten zwei Kilometer gingen vorbei. Dann kam die Zielgerade und anschließend die Kurve in die Festhalle. Ich betrat den roten Teppich und ab diesem Zeitpunkt kam mir alles wie in Zeitlupe vor. In mir ging ein Feuerwerk der Gefühle hoch. Ich streckte meine Arme in die Höhe und feierte jede Sekunde. Ich durchlief das Ziel und war so extrem glücklich und stolz. Ich war sogar kurz davor eine Träne zu verlieren und wusste, dass ich diesen Augenblick nicht so schnell vergessen werde.

Im Außenbereich bekam ich dann meine Medaille überreicht und machte mich auf, jeden Futter- und Trinkstand zu plündern. Ich schnappte mir noch einen silbernen Aluumhang, damit ich in das lustige Bild, der Außerirdischen passen würde, das man als Außenstehender hätte denken können.
Nachdem ich mir den Magen mit viel zu viel Kuchen und Weintrauben voll geschlagen hatte, machte ich mich auch schon auf den Weg zu den Duschen. Die hatte ich mir mehr wie verdient. Nachdem ich nun weiß, wie das duschen nach einem Marathon ist, werde ich wohl ab sofort den Duschen in einem Sportlerheim nach einem Volkslauf mehr Respekt entgegen bringen.
Anschließend sei noch gesagt, ich danke allen Freaky‘s und Freunden, die mir Tipps für meinen ersten Marathon gaben. Dass ich letztendlich so eine gute Zeit beim ersten Mal schaffen würde hätte ich selbst nicht gedacht. Dies lag nicht nur an meinem Training, das ich nicht immer perfekt eingehalten hab, sondern auch an der Tatsache, dass ich in der Woche vor dem Marathon Urlaub hatte, fast täglich ausschlafen konnte, und ich mich strikt an meinen Ernährungsplan gehalten hab. Da spielte es dann wohl auch keine Rolle mehr, dass ich nur ein einziges Mal mittwochs 11km laufen war. Gel’s, Tabletten oder sonstigen Firlefanz hab ich nicht gebraucht, aber das muss wohl trotzdem jeder für sich selbst entscheiden was das Beste für einen ist.
Nun ist mein Bericht doch etwas ausführlicher geworden. Hoffe es hat Euch Spaß gemacht Ihn zu lesen. Bei Fragen steh ich euch gern bereit.

Bis zum nächsten mal..
Euer Freaky Michael